Daniel Völzke

It would be easy to explain her art through her biography. Isabella Fürnkäs was born in Tokyo in 1988. The daughter of professors, she grew up in Japan, France, and Germany, which means that she was always trying to create a home for herself and communicate without necessarily using language. And her sculptures, installations, drawings, performances, and video works are often about dealing with a noisy environment, interest and withdrawal, as well as language beyond comprehension. But there is more.

The digital revolution is changing our brains, bodies, and what lies between us: the social realm. In Isabella Fürnkäs’ first gallery exhibition, held earlier this year at Clages in Cologne, four human-like figures were standing in a room: shapes made from textile layers. Fabric strips were spread out on the floor folded like tentacles, and the figures’ hands also drooped significantly. It was as though, behind the endless masks, they were leering at one another and only cautiously probing: who are you? The tears painted on the walls reinforced the viewer’s feeling of witnessing a silent drama’s showdown.

Empty bodies, eyes, textiles, Japanese characters, and recurring long-fingered hands are motifs that permeate the work of the Berlin-based artist, who only recently completed her studies under Andreas Gursky and Keren Cytter at Kunstakademie Düsseldorf and Hito Steyerl at Universität der Künste in Berlin. Media theorist Vilém Flusser spoke of our houses as ruins “through which blow the blizzards of communication.” By now, our bodies also feel as if a storm of likes and shit storms have blown through them.

In her installation and performance Vice Versa—which was shown in 2016 at the Nam June Paik Art Center in Seoul as well as elsewhere—a mattress supports two screens, on which films by the artist are playing. We can see body parts, pop-up windows (again: layers upon layers without a core), quiet scenes, and then stress, machine voices. There is a performer lying in front of it, bored, usually turning away from the screen or even curled up like a cat as it flickers. While Paik’s TV Buddha still meditated upright in front of the television, today’s content prosumer lies prostrate and completely stoned in front of tomorrow’s electronic waste.

But still, it would be premature to limit Isabella Fürnkäs’ work to media criticism and contemporary diagnostics. “My lexicon is very big right now,” she says. Behind every layer of meaning, there is another. But above all, there is a great sense of tenderness and warmth in her art, which is not fit for dystopia.

Es wäre einfach, ihre Kunst aus der Biografie zu erklären. Isabella Fürnkäs wurde 1988 in Tokio geboren und wuchs als Professorenkind in Japan, Frankreich und Deutschland auf, war also immer damit beschäftigt, sich ein Zuhause zu schaffen und zu kommunizieren, ohne unbedingt Sprache zu benutzen. Und um den Umgang mit einer lärmenden Umwelt, um Interesse und Rückzug, um Sprache jenseits von Verständlichkeit geht es auch häufig in ihren Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Performances und Videoarbeiten. Aber da ist mehr.

Der digitale Umbruch verändert unser Gehirn, unseren Körper und das, was zwischen uns liegt: das Soziale. In der ersten Galerieausstellung von Isabella Fürnkäs, im Frühjahr bei Clages in Köln, standen vier menschengleiche Figuren in einem Raum: Gestalten aus Lagen von Textil. Stoffbahnen streckten sich in Faltungen tentakelgleich auf dem Boden aus, und auch die Hände der Figuren hingen lang herab. Als würde man sich hinter den endlosen Masken gegenseitig belauern und nur vorsichtig nacheinander tasten: Wer bist du? Die auf die Wände gemalten Tränen verstärkten das Gefühl, dem Showdown eines stummen Dramas beizuwohnen.

Leere Körper, Augen, Textil, japanische Schriftzeichen und immer wieder langfingrige Hände durchziehen als Motive das Werk der in Berlin lebenden Künstlerin, die erst kürzlich ihr Studium bei Andreas Gursky und Keren Cytter in Düsseldorf sowie bei Hito Steyerl in Berlin abgeschlossen hat. Der Medientheoretiker Vilém Flusser sprach von unseren Häusern als Ruinen, „durch deren Risse der Wind der Kommunikation bläst“ – aber inzwischen fühlt sich auch der Körper an wie vom Likeund-Shit-Sturm durchweht. In ihrer Installation und Performance „Vice Versa“, die 2016 unter anderem auch im Nam June Paik Art Center in Seoul gezeigt wurde, sind auf einer Matratze zwei Bildschirme aufgestellt, auf denen Filme der Künstlerin laufen. Körperteile sind zu sehen, Pop-upFenster (auch hier wieder: Schichten um Schichten und kein Kern), Szenen der Ruhe und dann Stress, Maschinenstimmen. Davor liegt ein Performer, gelangweilt, meist abgewandt vom Screen oder gar katzenartig eingerollt in seinem Flackern. Während Paiks „TVBuddha“ vor dem Fernseher noch aufrecht meditierte, liegt der Content-Prosumer heute niedergestreckt und völlig entkernt vor dem Elektroschrott von morgen.

Aber wieder wäre man zu früh fertig, würde man Isabella Fürnkäs’ Arbeit auf Medienkritik und Zeitdiagnostik beschränken. „Mein Lexikon ist gerade sehr groß“, sagt sie. Hinter jeder Bedeutungsschicht eine weitere. Vor allem aber ist eine große Zartheit und Wärme in dieser Kunst, die zur Dystopie nicht taugt.

Daniel Völzke for Monopol Magazin Watchlist 11/2017