A crossover of hyperactivities: rapidly alternating images of nervous assembly robots and flickering impressions from a rave. Two constellations that could not be more different, a party and an assembly, both driven by the same beat, the same craving for repetition and perpetuity: slaves to the rhythm. In her video work In Ekklesia Isabella Fürnkäs turns the archetype of democratic public life (in antiquity the ecclesia represented the core of Attic democracy) into a farce. Instead of an assembly of free, politically mature citizens eager to participate in discussion, Fürnkäs presents an encounter between human and machine, both indulged in a mute dance of endless activity. The automation of production – the future of labour – continues with the automation of pleasure – the future of leisure. It's up to the viewer to determine whether politics still play a role in this scenario.
In the long run, repetition and unison either lead to lethargy or provoke – sometimes even active – resistance. In communication theory, the latter is described as the “boomerang effect”. The term boomerang effect refers to the unintentional turn of a communication strategy by 180 degrees. The attempt to influence a communication partner has the opposite result. Despite (or because of) the objections and counterarguments, they feel more convinced by their opinion, plan or suspicion than before the attempted persuasion. In economic psychology, poorly launched advertising campaigns are plainly described as having a boomerang effect. Instead of increasing the recipient’s buying interest, the additional advertising leads to aversion and anger. The client must fear that the promoted product might not only reduce purchasing but even inspire deliberate boycotting. The boomerang effect can mark the beginning of a revolt.
Fürnkäs’s eponymous performance contains an entire series of boomerang effects. A split ego in conversation with itself; a chain of half expressed demands and questions, which, once uttered, turn against their originator. Sometimes they spontaneously merge with a pop song quote, sometimes they get lost in Dadaesque listings. Fürnkäs’s performers, both men, both white, both blond doppelgangers, try in vain to join the two halves of their monologue to form a whole. The moments of sense and connection are, however, mainly accidental. Then: a turn of events. The two men no longer have the stage to themselves when two women in the audience speak up. Using the same staccato as their precursors they bring the conversation to a preliminary conclusion. “Just continue to dissolve my personality,” are the laconic last words of a consciousness that sees itself disappearing. It remains unclear whether it is witnessing its end or its liberation.
Ein Crossover der Hyperaktivitäten: Bilder nervöser Montage-Roboter und flackernde Rave-Impressionen im schnellen Wechsel. Zwei Prozesse, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, Party und Endmontage, beide durchpulst von demselben Beat, demselben Begehren nach Wiederholung und Dauer: slaves to the rhythm. In Isabella Fürnkäs’ Videoarbeit In Ekklesia verkehrt sich das Urbild demokratischer Öffentlichkeit (die Ekklesia bildete in der Antike das Herzstück der attischen Demokratie) in eine Farce. Statt einer Versammlung freier, mündiger, um Diskurs bemühter Bürger/innen präsentiert uns Fürnkäs die Zusammenkunft von Mensch und Maschine, die sich stumm in einem Reigen endloser Betriebsamkeit ergehen. Die Automatisierung der Produktion – die Zukunft der Arbeit – setzt sich fort in der Automatisierung der Lust – die Zukunft der Freizeit. Die Frage, wo in alledem die Politik bleibt, wird an die Betrachter/innen delegiert.
Wiederholung und Gleichtakt führen langfristig entweder zu Lethargie oder sie provozieren Widerstand. Bisweilen sogar aktiven. Die Kommunikationstheorie hat für letzteres den Begriff des Bumerangeffekts geprägt. Der Bumerangeffekt bezeichnet die nicht-intentionale Wendung einer Kommunikationsstrategie um 180 Grad. Der Beeinflussungsversuch von Seiten des/der einen Kommunikationspartner/in löst auf Seiten des/der anderen das exakte Gegenteil dessen aus, was intendiert war. Letztere fühlt sich in ihrer Meinung, ihrem Vorhaben oder Verdacht trotz (bzw. wegen) der vorgebrachten Einwände und Gegenargumente gefestigter als vor dem Überzeugungsversuch. In der Wirtschaftspsychologie ist von Bumerangeffekt ganz offenkundig im Falle schlecht lancierter Werbekampagnen die Rede. Das Mehr an Werbung führt bei den Adressat/innen statt zu einer Erhöhung des Kaufinteresses zu Überdruss und Wut. Der Auftraggeber muss befürchten, dass sein Produkt künftig nicht nur seltener gekauft, sondern sogar gezielt boykottiert wird. Ein Bumerangeffekt kann den Beginn einer Revolte markieren.
In Fürnkäs’ gleichnamiger Performance haben wir es mit einer ganzen Serie von Bumerangeffekten zu tun. Ein gespaltenes Ego im Gespräch mit sich selbst; eine Kette halb zu Ende formulierter Aufforderungen und Fragen, die sich, einmal ausgesprochen, prompt gegen ihren Urheber kehren. Mal schließen sie sich spontan zum Pop-Zitat zusammen, mal verlieren sie sich in dadaistischen Aufzählungen. Fürnkäs' Performer, zwei Männer, beide weiß, beide blond, Doppelgänger, versuchen vergeblich, die beiden Hälften ihres Monologs zu einem Ganzen zu fügen. Zu Momenten des Sinns und des Kontakts kommt es hier aber eher aus Versehen. Dann: die Wendung. Sprachen bisher nur die beiden Männer, so melden sich nun zwei Frauen aus dem Publikum zu Wort. Das Stakkato ihrer Vorgänger aufnehmend, führen sie das Gespräch zu einem vorläufigen Abschluss. „Just continue to dissolve my personality“, heißt es an einer Stelle lakonisch. Es sind die (letzten?) Worte eines Bewusstseins, das sich selbst beim Verschwinden zusieht. Offen bleibt, ob es seinem Ende oder seiner Befreiung beiwohnt.
Maximilian Steinborn for Antarktika, Kunsthalle Wien