Olga Nevzorova

For a long time, the self-portrait was regarded as a mirror of historical and social changes with the individual self in the foreground, until it acquired new levels of meaning from the 1960s onwards through increased critical questioning of its topicality: Artists went to physical extremes, put themselves in the place of others in an attempt to explore the Other, and gender roles were questioned through masquerades or role-playing. The self-portrait is replaced by self-staging - in the digital age supposedly more than ever in ways of a selfie - or in other words, the self is the opposite. Under the title Selbstsicht: Porträt-Identitäten (Self-view: Portrait Identities), the Sprengel Museum Hannover is now dedicating an exhibition to the artistic questioning of the self-portrait genre from the 1960s to the present day.

Focusing on media art, Fürnkäs explores the self-perception through a confrontation with aspects of isolation and denial in direct communication. In contrast to Fürnkäs, Öffler’s work seeks contact with other people on the Internet, which is refused after he has revealed his true “ self ” as an artist. All in all, the field of tension between the artistic creative process and self-observation is dealt with. Observing oneself is a subjective, an almost intimate factor. The conditions, premises and intentions are therefore always individual and variable.

Das Selbstporträt galt lange Zeit als ein Spiegel historischer und gesellschaftlicher Veränderungen mit dem individuellen Ich im Vordergrund, bis es ab den 1960er-Jahren durch vermehrte kritische Hinterfragung nach seiner Aktualität neue Bedeutungsebenen erhielt: Künstler*innen begeben sich in körperliche Extreme, versetzen sich in andere hinein mit dem Versuch, das Andere zu erkunden, und Geschlechterrollen werden durch Maskeraden oder Rollenspiele hinterfragt. An die Stelle des Selbstbildnisses tritt die Selbstinszenierung – im digitalen Zeitalter vermeintlich als Selfie mehr denn je – oder anders gesagt, das Selbst ist das Gegenüber. Unter dem Titel „Selbstsicht: Porträt-Identitäten“ widmet das Sprengel Museum Hannover der künstlerischen Befragung des Selbstporträtgenres seit den 1960er-Jahren bis heute nun eine Ausstellung.

Unter dem Schwerpunkt der Medienkunst erforscht Fürnkäs das Selbstbild durch eine Konfrontation mit Aspekten der Isolation und Verweigerung in der direkten Kommunikation. Im Gegensatz zu Fürnkäs sucht Öffler in seiner Arbeit den Kontakt zu anderen Menschen im Internet, der ihm, nachdem er sein wahres „Ich“ als Künstler offenbart hat, verweigert wird. Behandelt wird insgesamt das Spannungsfeld zwischen künstlerischem Schaffensprozess und Selbstbeobachtung. Sich selbst zu beobachten ist ein subjektiver, fast schon intimer Moment. Die Bedingungen, Prämissen und Absichten sind dabei also stets individuell und variabel.

Olga Nevzorova for Selbstsicht - Portrait-Identitäten, Sprengel Museum, Hannover